Jeder der dieses Jahr ein wenig die Tech-News aus aller Welt verfolgt hat, kam nicht drum herum um mitzubekommen, dass Apple und Qualcomm sich einen Streit liefern, welcher Gerichtet auf der ganzen Welt beschäftigt. Eine Frage stell ich mir dabei: Was soll damit eigentlich bezweckt werden?

Unnötiger Streit

Anfang 2017 hat Apple Klage gegen Qualcomm eingereicht. Grund waren die Lizenzgebühren, welche Qualcomm verlangt, denn laut Apple waren diese viel zu hoch. Nach deren Auffassung handelt es sich bei den Patenten nämlich um sogenannte „FRAND-Patente“ – Patente, welche eine Technologie beschreiben, ohne die gewisse Funktionen nicht möglich wären. Ein Beispiel: Wenn ich ein Patent auf eine Umsetzung halte, welche essentiell ist um eine LTE Verbindung aufzubauen, dann wäre dies ein solches FRAND-Patent. FRAND steht für Fair, Reasonable and Non-Discriminatory. Die Lizenzgebühren dieser Patente dürfen nicht „overpriced“ verkauft werden, jedoch ist es genau dass, was Apple hier bemängelt und verweigert inzwischen auch die Zahlung der Lizenzgebühren in Milliardenhöhe. Apple ist mit seiner Auffassung nicht alleine: Microsoft, Google und Amazon sehen das ähnlich und unterstützen an dieser Stelle das Unternehmen aus dem schönen Kalifornien.

Inzwischen hat sich, gefühlt, die Richtung gedreht. Zwar sieht Apple es noch immer so wie zu beginn, doch die Streitigkeiten vor Gericht führt nun Qualcomm an. Sie versuchen in vielen Ländern, mit aller Macht, iPhone Modelle verbieten zu lassen. Zuletzt ist ihnen das hier in Deutschland, mit einem kleinen Trick, gelungen und Apple darf in seinen lokalen Stores weder das iPhone 7 noch das iPhone 8 verkaufen. Zumindest vorerst. Der „kleine Trick“ sah übrigens so aus, dass Qualcomm die Verschwiegenheit verweigert, wenn Apple das Chipdesign offenlegt. Soll heißen: Qualcomm behauptet Apple verstoße gegen ein Patent – jetzt muss Apple das Gegenteil beweisen, indem sie z.B. ihr Chipdesign offenlegen. So kann das Gericht natürlich leicht nachvollziehen, ob hier Patente verletzt werden. Qualcomm sagte jedoch zu beginn, dass sie nicht bereit sind, dieses Design dann „zu verschweigen“, woraufhin Apple das Design eben nicht als Beweis anführte. Das Gericht entschied daraufhin zugunsten Qualcomm. Eigentlich ein ekelhaftes System und traurig genug, dass dies hier in Deutschland möglich ist. Übrigens: Das gleiche Gerichtsverfahren gab es bereits in den USA. Hier hat Qualcomm der Verschwiegenheit zugestimmt, Apple brachte sein Chipdesign vor und zack wurde das Verfahren eingestellt. In wie weit dieses Verkaufsverbot Apple nun wirklich trifft, lässt sich schwer sagen. Der Konzern verkauft inzwischen viel lieber die iPhone XR und iPhone XS Reihe – Sprich: Die aktuellen iPhone Versionen. Und wer ein iPhone 7 oder iPhone 8 kaufen mag, kann dies ja weiterhin tun, nur eben vorerst nicht im deutschen, lokalen, Apple Store.

Das deutsche Urteil ist aber noch nicht rechtskräftig, da Qualcomm zunächst eine Summe in Höhe von insgesamt 1,336 Milliarden hinterlegen muss, ehe das Urteil auch vollstreckt wird. Quasi eine Art Sicherheitsleistung. Aber dies scheint für Qualcomm offenbar ein Problem zu sein, da der Betrag noch immer nicht gezahlt worden ist. 

Das wird teuer, Qualcomm!

Auch wenn dies zunächst wie ein Sieg aussehen mag, könnte der „wahre Verlierer“ am Ende dann doch der Snapdragon Chipdesigner sein, denn ein positiver Ausgang des Berufungsverfahrens ist ja noch gar nicht sicher. Selbiges wird ebenfalls noch einmal Gelder verschlingen, von denen wir als Privatpersonen nur träumen können. Das Thema ist: Wenn Apple am Ende gewinnt, ist das Geld weg – Und da hört es nicht auf! Für den Chip-Hersteller aus San Diego könnte dieser „Krieg“ sehr gefährlich werden. Um das Ausmaß greifen zu können, möchte ich euch kurz die Gewinne in Mrd. US-Dollar anzeige (Quelle: Wikipedia)

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Wenn wir uns den Verlauf der Umsätze/des Gewinns einmal näher betrachten, dann dürfte sehr schnell klar werden, dass Qualcomm zwar noch viel Geld generiert und erwirtschaftet, der Trend jedoch nur eine Richtung kennt und 2017 dürfte es das Unternehmen richtig massiv gespürt haben. Wenn selbige den Streit vor Gericht verlieren, sind auf einen Schlag plötzlich mehr als 50% des gesamten Gewinns aus dem Jahr 2017 weg.

Lasst uns den Gedanken mal weiterspinnen, was wäre, wenn Qualcomm den Prozess verliert:
Qualcomm müsste die Lizenzgebühren herabsenken und fair gestalten. Dies dürfte über alle Abnehmer hinweg negativ für Qualcomm sein, da diese plötzlich weniger Geld in die Kassen gespült bekommen. Zeitgleich wird Apple langfristig nicht mehr auf Qualcomm setzen – schon jetzt greifen sie teilweise auf die (leider schlechteren) INTEL Chips zurück. Auch dies dürfte merklich weniger Umsatz für den Chip-Hersteller aus San Diego bedeuten.

Rosig, sieht eine Zukunft wahrlich anders aus.

Der wahre Verlierer

Apple ist aktuell daran sich selbst als Modem-Chipdesigner zu versuchen. Vor Jahren kaufte Apple P.A. Semi, Passif und übernahm jüngst Teile des Chip-Herstellers Dialog Semiconductor, aus Baden-Württemberg. Kompetenz ist also da und mit den „A-Series“ Chips, welche Apple bereits seit Jahren in ihren iDevices verbaut, hat der Konzern aus Cupertino auch bereits bewiesen, dass sie verstanden haben wie Chip-Design funktioniert. In Benchmarks sind diese Chips (jedenfalls die aktuellen) immer ungeschlagen. Ältere Versionen halten sich ebenfalls oft in den oberen Rängen, was absolut für sich spricht. Wenn Apple dies ausweitet und später auch mal die Kommunikationschips selbst herstellt, wozu braucht es dann noch Qualcomm? Auch wenn die iPhones nicht den Markt dominieren, so ist der Marktanteil spürbar und dürfte für Qualcomm langfristig einen empfindlichen Verlust darstellen. Ist dies vielleicht der Grund, weshalb der CEO gegenüber CNBC sagte:“Die Konzerne werden sich bestimmt einigen und könnten künftig wieder zusammenarbeiten“? Apple jedenfalls dementiert dies und sagt, dass man seit Monaten nicht miteinander gesprochen habe.

So richtig böse wird es, wenn wir noch einen Blick über den Tellerrand werfen. Die Auftragsfertigergruppe in China, rund um Apple (Foxconn, Megatron, Wistron, Compal Electronics) verklagen Qualcomm auf Schadensersatz. Die Höhe: 9 Milliarden US-Dollar! Das Verfahren wird vermutlich im April 2019 stattfinden. Qualcomm kämpft rechnerisch also ums Überleben.

Schlusswort

Es stellt sich die Frage, wie lange dieser Streit noch andauern könnte, jedenfalls die Streitigkeiten vor Gericht. Denn wenn Apple erst einmal wirklich mit eigenen Chips um die Ecke kommt, dürfte Qualcomm keine Rolle mehr spielen. Bedeutet: Egal wie der Krieg ausgeht, langfristig verliert nur einer und der Verlierer scheint bereits festzustehen.

Aus meiner Sicht, ist eine Einigung nicht mehr möglich. Die Fronten sind zu sehr verhärtet und Qualcomm hat sich hier deutlich übernommen. Am Enden leiden jedoch die Endkunden, denn diese tragen die Kosten der Verfahren und müssen sich ggf. mit schlechteren Chips zufrieden geben.

Hoffentlich findet dieser Krieg also bald ein Ende – Um Qualcomms Willen.