Was früher noch graue Science Fiction war, findet man heute bereits in vielen Elektronikmärkten. Die Rede ist von virtueller Realität, kurz „VR“. Doch obwohl diese grandiose Technologie existiert, setzt sie sich einfach noch nicht durch. Woran das liegt, darüber will ich heute mal nachdenken.

Was VR so großartig macht

Es ist 07:00 Uhr in der Früh, der Wecker klingelt dich wach, damit du rechtzeitig zur Arbeit kommst. „Noch ein paar Minuten…“, denkst du dir, ehe du dich dann aus dem Bett bemühst und in das Bad torkelst. Waschen, Zähne putzen, die Haare in Form bringen und einen Duft auftragen. Wie in Trance schaust du gegen eine Wand während du den ersten Schluck Kaffee zu dir nimmst. Du stehst auf, streifst dir deine Jacke über und begibst dich auf den Weg zur Bahn um zu deiner Arbeitsstelle zu gelangen. „Es regnet schon wieder.“ geht dir durch den Kopf, während du auf deinen Zug wartest. Durchnässt und ausgekühlt an deinem „Workplace“ angekommen fängst du an zu arbeiten und hoffst bereits nach der ersten Minute, dass endlich Feierabend ist.

Neun Stunden später…

Mal wieder ein paar Minuten länger gearbeitet als geplant, machst du dich genervt fertig um die Heimreise anzutreten. „Es regnet immer noch.“ geht dir durch den Kopf und eine Stunde später, sitzt du Zuhause vor deinem Fernseher. Die Nachrichten sind voll von Blut, Gewalt und Hunger und ehe du noch depressiv wirst, nimmst du dir dein Smartphone zur Hand. Facebook… Twitter.. und andere sozialen Netzwerke werden von dir durchkämmt, wo du dir Hass-Kommentare durchließt und Clips anschaust, welche wenig unterhaltend sind du aber nicht wegschauen kannst. Zack, es ist 23 Uhr und du wackelst langsam wieder in dein Bett, mit den Bauchschmerzen, morgen denselben Tag wieder zu leben, wie du ihn heute bereits erlebt hast.

Klingt ein wenig übertrieben? Vielleicht, aber im Kern sieht so der Alltag vieler Menschen aus. Sie erleben wenig, weil die Zeit zwischen der Arbeit und dem zu Bett gehen einfach nicht viel hergibt. Mal eben in den Freizeitpark oder weiter weg fahren ist meistens nicht drin. Sich mit Freunden zu treffen passiert dann schon häufiger, jedoch kann es auch hier vorkommen, dass der Weg zu weit oder die Zeit zu knapp ist.

Virtuelle Realität kann hier aushelfen – Sie verbindet Menschen aber auch Orte und genau das macht es nicht nur einfach „cool“, sondern großartig. Du ziehst dir dein VR-Headset an und bist plötzlich auf einer Achterbahn, du kannst deine Freunde sehen und mit ihnen gemeinsam zocken oder aber einfach nur Orte ansehen zu denen du nicht so schnell reisen wirst. Die Möglichkeiten sind grenzenlos und doch will die Maschinerie einfach nicht in Gang kommen. Aber warum?

Fehler Nummer 1: Der Preis

An dieser Stelle könnte man sagen, dass etwas so geniales einfach Geld kostet. Geld, welches viele nicht „mal eben“ locker haben oder es viele Monate dauern würde um darauf zu sparen. Zuletzt hat hier eine Wendung stattgefunden und die Preise sind auf gut 500 Euro gepurzelt. Zuvor war es üblich 900 Euro auszugeben um in die virtuelle Welt eintauchen zu können und das war dann auch nur die Basis-Ausstattung. Damit das Erlebnis immersiv, also so real wie möglich wird, benötigt man häufig noch zusätzliche Hardware, wie einen 3. Roomscale Sensor, damit man sich auch um 360 Grad drehen kann ohne das es zu Aussetzern kommt. Auch dieser kostet wieder Geld.

Damit mehr Menschen auf den VR Zug aufspringen, müsste der Preis – für ein gutes Bundle – auf unter 400 Euro rutschen. Ich glaube, dann sind wir an einem Punkt, wo VR Headsets sich in jedem 3. Haushalt finden werden.

Fehler Nummer 2: Cut the Cords

Das schlimmste an VR Headsets ist, dass man im wahrsten Sinne des Wortes „gebunden“ ist. Mit viel Kabel-Wirrwarr hängt man am Rechner und die freie Bewegung ist extrem schwierig. Auf eine drahtlose Technologie umzusatteln ist zwar gerade in Entwicklung, doch besteht hier immer die Gefahr von Aussetzern. Eine stabile, drahtlose Verbindung welche über einen ganzen Raum funktioniert muss her. Anders wird sich VR niemals durchsetzen. Also liebe Hersteller: Cut the Cords!

Fehler Nummer 3: Ressourcen-Hunger

Du möchte ein grafisch aufwendig programmiertes Spiel spielen? Dann brauchst du Power und in der VR-Welt sollte diese nicht zu knapp ausfallen. Mit aktuellen Spitzen-Grafikkarten kann man davon ausgehen, genügend Leistung zu haben. Aber eben auch nur dann. Beim Spiel „Lone Echo“ ruckelt es bei mir ganz gern mal und das mit einer i7-CPU (Skylake Architektur) und einer GTX 1080 (overclocked). Die Grafikkarten welche es heute zu kaufen gibt, haben noch zu wenig Arbeitsspeicher auf den Rippen um ordentlich Gas geben zu können. Okay, so eine aktuelle GTX 1080 TI oder eine Titan X bietet inzwischen genügend Pferdestärke um ein geniales VR-Erlebnis anzutreiben, aber wer will schon 1000 Euro für eine Grafikkarte hinlegen? Es wird noch 1-2 Grafikkartengenerationen andauern, bis jeder eine Karte erwerben kann, welche genügend Saft liefert um rückenfreies zocken zu ermöglichen.

Fehler Nummer 4: Fehlende Software

Was wir dringend brauchen, ist sinnvolle Software. Nur gute Software regt uns an, in diese Welt eintauchen zu wollen. Facebook bereitet sich darauf vor, dass das Netzwerk auch in der VR Welt „leben“ wird. Das klingt nach einem coolen Projekt. Gleichzeitig ist das Spiel „Lone Echo“, welches leider ausschliesslich für die Oculus Rift zu haben ist, dass wohl beste VR-Spiel welches man erwerben kann. Es muss sich einfach „natürlich“ anfühlen

Die Softwareindustrie muss noch einiges tun, doch hält diese sich eher zurück, weil der VR-Markt noch zu klein ist. Niemand möchte sich aber ein VR-Headset anschaffen, wenn die Software dafür nicht vorhanden ist. Was für eine Krux..!

Fehler Nummer 5: Die Auflösung

In meinen Augen ist das eines der größten Makel von aktuellen VR-Headsets: Die Auflösung. Wenn du dir heute die Rift oder die VIVE überstreifst, ist das Erlebnis war absoluter Wahnsinn, aber du erkennst irgendwie auch ein Pixelgitter. Das nimmt man war, weil die Auflösung einfach zu gering ist. Die HTC VIVE 2 / HTC VIVE PRO soll wohl fast 80% mehr Auflösung bieten, als das aktuelle Modell. Ich begrüße das ausdrücklich!! Gleichzeitig tut so etwas natürlich weh, denn eine so viel größere Auflösung bedeutet auch, dass du eine deutlich stärkere Grafikkarte benötigst. Die Wiederrum ist dann elendig teuer.

Hand in Hand geht neben der Auflösung auch noch der Point-of-View – Das Sichtfeld. Wer sich genau darauf konzentriert, wird erkennen, dass das Sichtfeld ein eingeschränkter Kasten ist. Dieser müsste mit Erhöhung der Auflösung auch vergrößert werden. Dann bekommen wir auch ein sauberes Erlebnis hin.

Fazit

Es gibt viele Punkte welche verbessert werden müssen und die Zeit wird einige davon richten. Doch wenn die Software-Hersteller nicht anfangen ordentliche Programme und Spiele zu entwickeln, sieht die VR Zukunft düster aus. Ich gebe die Hoffnung nicht auf, doch denke ich, dass noch mind. 2-3 Jahre ins Land gehen müssen, ehe das VR Thema einen ordentlichen Hype erfährt. Sogar eher länger, da die Entwicklung deutlich mehr Zeit in Anspruch nimmt, als bspw. ein neues Smartphone.

Allen Schwächen zum Trotz: Wenn du heute schon in die Welt der virtuellen Realität eintauchen magst, und das kann ich nur empfehlen, dann schau mal hier vorbei. Auch interessant, falls du nur mal mit deinem Smartphone „reinschnuppern“ magst:

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