Mit Mac OS X hat Apple damals die in Redmond ansässige Firma „Microsoft“ regelmäßig blamiert: Apples Betriebssystem war stets flinker, hatte ständig neue Innovationen an Board, viele Programme waren bereits inklusive und es dauerte Ewigkeiten bis Microsoft ein Feature übernehmen konnte. Heute scheint sich das Blatt allmählich zu wenden. Ein paar Gedanken meinerseits…
OS as a service
Vorbei sind die Zeiten, indem der Kampf der Tech-Giganten über das Desktop-Betriebssystem ausgetragen worden ist. Inzwischen liegt das Schlachtfeld eher im mobilen Bereich: Smartphones und Tablets überflügeln das Dasein der feststehenden Computer. Selbst Menschen, welche noch nie einen Computer bedient haben, nutzen heute Smartphones um zu chatten und im Netz zu surfen. Man könnte sagen, dass erst das moderne Smartphone die Computerwelt massentauglich gemacht hat. Nichts desto trotz ist die „Post-PC“ Ära noch weit von uns entfernt und viele benutzen noch immer einen Desktop-Computer oder besitzen ein Notebook – und das wird sich auch nicht all zu schnell ändern, davon bin ich überzeugt.
Während also vor 15 Jahren noch die halbe Welt in Aufruhr war, weil Microsoft eine neue Windows Version ankündigte, wird stattdessen heute nicht einmal mehr solch ein Update aktiv wahrgenommen. Die Betriebssysteme haben sich auch gewandelt. MacOS und Windows kosten heute nichts mehr. Zwar wird bei Windows noch mal ein „Einmalkauf“ fällig, aber anschließend wird das Betriebssystem regelmäßig mit Feature-Updates versorgt, sodass sich das OS weiterentwickelt, wir aber nicht erneut zur Kasse gebeten werden. Betriebssysteme sind ein Service geworden, sie sind kein Produkt mehr.
Microsoft legt einen Gang zu, Apple schaltet zurück…
Kurz nach der Jahrtausendwende, bzw. mit der Einführung von Mac OS X konnte die Welt sehen, wer im OS-Markt die Hosen an hat. Zwar war Windows´ Marktanteil deutlich größer (und ist es nach wie vor), aber wenn es um Funktionen und Usability ging, so konnte niemand etwas dem Unternehmen aus Cupertino vormachen. Kontinuierlich veröffentliche Apple neue Versionen und brachte immer mehr innovative Ideen in die Entwicklung mit ein. Mit jeder veröffentlichten Windows Version, welche häufig auf sich warten ließen, konnte man die schlecht von macOS kopierten Funktionen begutachten und immer wieder den Ausstoß bringen:“Ach… das kenn ich schon von Mac OS X. Da habe ich diese Funktion schon seit Jahren!“ – und das ohne übertrieben zu müssen.
Mit der Vorstellung von Windows 10 änderte sich dies schleichend, aber deutlich. Zeitgleich hörte Apple auf den Fokus auf macOS zu legen und bringt seit einigen Jahren nur noch kleine Updates, welche zwar immer noch nette Funktionen mit sich bringen, aber so wirkliche Knaller-Features blieben nun seit Jahren aus. Das sehen wir jährlich auf jeder WWDC – iOS ist hier definitiv der Spotlight-Sucker. Zwar ließ die aktuelle Vorstellung von macOS Mojave den Anschein erwecken, dass Apple sehr wohl noch sein „Erwachsenen-Betriebssystem“ auf dem Schirm hat, allerdings braucht es dann doch etwas mehr als nur einen DarkMode um mich vom Hocker zu hauen.
…und doch macht es Apple besser.
Vorhin schrieb ich, das Apple einen Gang zurück geschalten hat. Das stimmt! Allerdings haben sie das getan, um Abbiegen zu können, da sie eine Abkürzung nehmen. 🙂
Wie ich das meine?
Nun, Microsoft fährt zu jeder Vorstellung große Geschütze auf, sie stellen viele Funktionen vor die Apple zwar häufig bereits in macOS implementiert hat, jedoch tun sie dies in einem Tempo, dass die Unterschiede nicht mehr so klar deutlich sind. Die Funktion „Timeline“ in Windows 10 ist z.B. so eine typische Funktion, welche wir alle von Apple erwartet hätten, da diese absolut in das Usability-Konzept von macOS passt. Und doch kickt Apple noch ganz vorne den Ball (zumindest im privaten Bereich).
Aber woran liegt das, wenn wir kaum etwas zu sehen bekommen? Der Teufel steckt hier im Detail, denn Apple arbeitet jährlich an macOS und die wichtigsten Funktionen bekommen wir kaum zu sehen, sondern spüren sie nur. Mit APFS hat Apple das modernste Dateisystem geschaffen, welches wir heute nutzen können. Technologisch hat hier Apple einen Meilenstein vorgestellt und doch hat es niemand bemerkt. Continuity ist weiterhin viel mehr als nur eine Funktion, es ist eine Lösung für ein Problem, und diese funktioniert so gut, dass wir es gar nicht bemerken. Am Ende erkennen wir nicht, was Apple hier gelungen ist. Und jetzt? Jetzt hat Apple mit dem „Projekt Marzipan“ begonnen die macOS Plattform, auch für Entwickler, wieder deutlich interessanter zu gestalten. Apple stellte mit Mojave vor, dass es einige iOS Apps auf den Mac schaffen und viele merkten nicht, dass dies der Startschuss für etwas so viel größeres ist, nämlich das iOS Apps auf macOS später mal ganz einfach portiert werden können. Damit jeder die Systeme mit eigenen kreativen Ideen beflügeln kann, hat Apple dann auch noch eine eigene Programmiersprache entwickelt: SWIFT. Die Sprache ist so leicht zu lernen, dass wir regelmäßig Kinder unter 10 Jahren sehen, welche damit Applikationen entwickeln.
Unterm Strich verliert Apple also nicht den Vorsprung, auch wenn es den Anschein machen mag. Ganz im Gegenteil: Apple legt in vielen Bereichen sogar eher vor. Das soll jedoch auf keinen Fall bedeuten, das Windows hinterher hinkt. Im Business Segment ist Windows deutlich stärker. Obwohl iWork für kleine Unternehmen die wahrscheinlich bessere Wahl wäre, setzen alle auf Microsofts Office Suite. Diese ist auch deutlich mächtiger und Apple wird noch einiges tun müssen um hier anzuknüpfen.
Wie dem auch sei: Am Ende gewinnt das Betriebssystem, was zu einem selbst am besten passt. Ich hab es gern modern und smart… Also führt für mich kein Weg an Apple vorbei. 😉
Und bei dir?