Nennt mich verrückt oder gar altmodisch, doch dieser Tage frage ich mich, weshalb der heutigen Gesellschaft der Punkt „Datenschutz“ so egal geworden ist? Das lustige daran: Ich stecke ebenfalls mittendrin!

Datenschutz – Früher war alles…

Was waren dass noch für Zeiten. Mit zerrenden piepsgeräuschen loggte ich mich ins Internet ein und freute mich mit der Geschwindigkeit einer Schnecke das Internet zu durchforsten. Schon früh begeisterte mich diese Technik… jeder ist mit jedem vernetzt, jeder kann Informationen zu allem finden und wer mag, der kann auch eigenen Inhalt erschaffen und mit dem Rest der Welt teilen. Dieser Enthusiasmus brachte mich schnell in die Szene, in welcher Geeks sich darüber unterhielten, wie sie Computersysteme sabotieren oder ausschalten können. Der Punkt „Datenschutz“ war hier so präsent wie nirgends sonst.

Big Brother“ war ein geflügelter Ausdruck – Jeder gab zu verstehen, dass der Staat mitliest und jeder der das nicht glaubt, sei blind. Umgekehrt beschimpfte man diese Menschen als Dummköpfe welche an einer Verschwörungstheorie festhielten ohne echte Beweise zu erbringen. Nun, spätestens seit Edward Snowden weiß die Welt: So dumm waren diese Dummköpfe gar nicht!

Zuvor wurde man von der Szene verpönt, wenn man seine echten Daten bei einer Online-Registrierung angab und ging es nur darum, in einem Bulletin-Board aktiv zu sein. Das muss man sich mal vorstellen: Korrekter Name + Anschrift bei einer Registrierung = DATENSCHUTZALARM! Heute ist das wohl kaum vorstellbar…!

Heute – Nimm meine Daten, bitte..

Wer heute ins Netz geht, schaltet sich häufig selbst so transparent wie es einem selbst nur möglich ist. Kurz bei Facebook und Instapaper registriert und schon wissen die Firmen was wir privat so treiben, welche Websites wir besuchen und welche News wir gerne lesen. Selbstverständlich teilen wir auch gern unsere Bilder, egal wie intim die dort zu sehenden Momente wirken. Ein Smartphone zu besitzen ist heute auch kein Luxus mehr sondern gehört „zum guten Ton“. Aus diesem Grund ist auch schnell „WhatsApp“ installiert und all meine geschriebenen Chats laufen über fremde Server, welche dadurch theoretisch von den Betreibern auslesbar sind. Und dank Notebooks, Smartphones und Tablets müssen auch alle Dateien immer zugänglich sein, also was liegt da näher als die wichtigsten Dateien auf fremde Server von Cloud-Providern hochzuladen? Kurios wird es dann, wenn ich an den aktuellen Trend der intelligenten Lautsprecher denke – Sie machen das „smarte Zuhause“ einfacher zu bedienen und müssen dabei nur alles was wir sagen an die Server des Herstellers senden.

Aus früherer Sicht ist dies eine apokalyptische Entwicklung, aus heutiger Sicht nur Alltag. Dabei wird immer mehr Content durch uns in das Internet gestellt um noch den letzten „Like“, „Stern“, „Herz“ oder sonst was zu erhaschen. Ist dass vielleicht der Grund des Wandels gewesen? Soziale Anerkennung? Oder wurden wir Schritt für Schritt dahin geführt wo wir heute stehen?

Wenn ich an damals denke, hatte ich immer ein flaues Gefühl im Magen meine echten Daten irgendwo angeben zu müssen – Heute ist das aber nicht mehr so. Geht das irgendwem ähnlich? Haben wir schon so viel Vertrauen zu Fremden aufgebaut, dass wir denen alles anvertrauen was uns heilig ist oder zumindest sein könnte? Wenn ich heute an Google denke, wird mir schwindelig…

Früher wurde Google als die „Datenkrake“ schlechthin betitelt. Wer die Suchmaschine benutzte, sei selber schuld wenn er sich dadurch zum „gläsernen Bürger“ macht. Die Jahre darauf führte Google viele neue Dienste ein: Google Mail, Google Drive, Google+ – Am Ende sogar Android. Früher war das Suchen nach Informationen schon bedenklich und heute stellen wir, ohne mit der Wimper zu zucken, sämtliche Daten bereitwillig dem Konzern Google zur Verfügung. Wann habe ich mit wem wie lange telefoniert? Wo befinde ich mich gerade? Wonach suche ich im Internet und welche Musik höre ich wann und wie oft? Das schlimmste dabei ist wohl, dass einige sogar diese Praktiken verteidigen.

Ein Ende ist nicht in Sicht

Doch egal wie sehr ich daran denke und darüber philosophiere, genau so sehr wird sich nichts an der Situation ändern. Viele Dienste werden, wie bei Google, „kostenlos“ angeboten und durch den Verkauf der eigenen Daten wirtschaftlich gemacht. Gleichzeitig machen diese Dienste vieles bequem und einfach – und plötzlich wirkt ein ähnlicher Dienst, welcher ein wenig kostet, überteuert und wird ignoriert.

Für viele bestehe das Internet nur noch aus Facebook, Instagram und Twitter, welches allesamt soziale Netzwerke sind welche vom Content der User leben. Würde dies eingedämmt werden, so wären diese Dienste nicht mehr erreichbar und viele der Menschen wüssten mit dem WWW nichts mehr anzufangen. Traurig, ist das Netz doch unheimlich spannend und hat so viel mehr zu bieten als das.

Vielleicht ändert sich das doch alles irgendwann ein mal, nur ist es dann vielleicht schon zu spät.

Was ich sagen will: Jeder sollte behutsam mit seinen Daten umgehen. Ich möchte auch nicht sagen, dass Dienste wie Facebook schlecht sind, aber ob dort wirklich jedes Bild und jeder Aufruf etwas zu suchen hat, möchte ich bezweifeln. Irgendwann könnte der Tag kommen, an dem man dies bereut. Das Internet vergisst schliesslich nie…